Ausstellung

Ödön von Horváth

16.09.2020 - 16.10.2020 ; Bozen, Waltherhaus

„Ich denke ja gar nichts, ich sage es ja nur.“

Ödön von Horváth und das Theater

Das Südtiroler Kulturinstitut bringt die Wanderausstellung des Theatermuseums Wien, die bereits in Wien, München und Graz gezeigt wurde, nun nach Bozen ins Waltherhaus. Kuratiert wurde die Ausstellung von Nicole Streitler-Kastberger und Martin Vejvar, gestaltet von Peter Karlhuber.
Am Einstieg in die Ausstellung liegt ein großer Ast. Er weist auf die Biographie des bekannten österreichisch-ungarischen Autors Ödön von Horváth (1901–1938) und dessen Todesumstände hin. Horváth starb während eines Gewitters auf den Champs-Élysées in Paris, erschlagen von einem herabstürzenden Ast. Ein Wahrsager soll Horváth angeblich prophezeit haben, dass ihm in den ersten Tagen des Juni 1938 auf einer Reise „das bedeutendste Ereignis seines Lebens“ bevorstünde. Am Tag seines Unfalltods lehnte der abergläubische Autor das Angebot, ihn mit dem Auto ins Hotel zurückzubringen, mit der Begründung ab, dass dies zu gefährlich sei. Stattdessen machte er sich zu Fuß auf den Weg.

Ödön von Horváths Stücke faszinieren bis heute ihr Publikum und erweisen sich als bemerkenswert aktuell. Anhand drei seiner bekanntesten Stücke, "Italienische Nacht", "Geschichten aus dem Wiener Wald" (beide 1931) und "Kasimir und Karoline" (1932) werden verschiedene Zugänge zum Werk Horváths, seinem Verhältnis zum Theater, aber auch zu den Kontexten der Weimarer Republik ermöglicht. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Horváths Œuvre durchziehenden Themenreihe Erotik, Politik und Ökonomie. Die allgemeine Krise, das sind Ökonomie und Politik, beeinflusst und steuert in Horváths Texten beständig das Private – und damit auch die Erotik.
Die "Italienische Nacht" beschreibt den politischen Konflikt bzw. eine Wirtshausschlägerei zwischen den alteingesessenen Faschisten und den jungen radikalen Marxisten. "Geschichten aus dem Wiener Wald" behandeln die Ökonomie: den Mittelstand in Wien, die Frau als Ware und den Mann als Fleischhauer. Auf der ‚Wiesn‘ des Oktoberfests in "Kasimir und Karoline" spielt die allgegenwärtige Erotik, gezeigt werden Frauen- und Männerbilder, aber auch zeitgenössische Beziehungsformen.

Die Ausstellung liefert ein Panoptikum des Lebens in der Zwischenkriegszeit, aber auch – anhand von Materialien aus dem Nachlass Horváths – Einblicke in das Leben und Werk eines der zentralen Autoren der Moderne, der heute einer der meist gespielten auf deutschsprachigen Bühnen ist.


Ort: Haus der Kultur – Waltherhaus, Schlernstraße 1, Bozen
Eröffnung: Dienstag, 15. September 2020, 18 Uhr, Teilnahme nur mit Anmeldung (Tel. 0471/313800), begrenzte Plätze.
Öffnungszeiten: von 16. September bis 16. Oktober 2020, von Montag bis Freitag von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 17 Uhr, am Samstag von 9 bis 12 Uhr. 
Besuch nur mit Mund- und Nasenschutz, Eintritt frei.

Für Interessierte und Schulklassen werden kostenlose Führungen angeboten:

  • Führungen für Interessierte: am Dienstag, 29. September, am Mittwoch, 7. Oktober und am Donnerstag, 15. Oktober 2020, jeweils um 16 Uhr (nur mit Anmeldung und Mindestanzahl von 5 Personen).
  • Führungen und didaktische Unterlagen für Schulklassen: auf Anfrage.

Anmeldung und Infos: Südtiroler Kulturinstitut, Tel. 0471 313800

 



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