wie nennt man einen Keks, der unter der Palme liegt? Ein schattiges Plätzchen! Zugegeben, das ist ein alter Witz. Aber ein bisschen Humor tut diesem Jahresausklang 2020 sicher gut. Zu den schattigen Plätzchen unter Palmen können wir später wieder reisen, wenn wir möchten. An Weihnachten wünsche ich Ihnen ein sonniges Plätzchen daheim, an dem Sie sich mit Ihren Liebsten verbunden fühlen. Und unter den Christbaum passen Kekse ohnehin besser als unter die Palme. Die passenden Rezepte dazu liefere ich Ihnen nicht. Aber sprachlich gehe ich unserer Weihnachtsbäckerei in diesem Newsletter gerne mal auf den Grund. Lesen Sie selbst!
Ich wünsche Ihnen friedliche, glückliche und besinnliche Tage.
Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr!
Monika Obrist - Sprachstelle im Südtiroler Kulturinstitut sprache@kulturinstitut.org
|
|
Warum wir den „Keks“ so seltsam schreiben …
|
|
|
DER oder DAS Keks, beides ist möglich. Aber eigentlich wäre es DIE Keks. Keks ist nämlich die eingedeutschte Schreibweise für das englische Wort „cakes“, die Mehrzahl von „Kuchen“. 1889 gab es die ersten Leibniz-Cakes im deutschen Sprachraum. Im Dialekt nennen wir die Kekse auch „Pappelen“, ein lautmalerisches Kinderwort, dessen Wurzeln bis ins Latein zurückführen. Doch bevor man Pappelen den Kindern serviert, muss man sie auch selbst verkosten, oder?
|
|
Was in den „Lebkuchen“ eigentlich lebt …
|
|
|
Lebkuchen backen wir zwar vor allem an Weihnachten, aber dieses Gebäck gab es schon in vorchristlicher Zeit. Mit dem Wort „Leben“ hat der erste Wort-Bestandteil des süßen Gebäcks wohl nichts zu tun. Vermutet wird dahinter das lateinische Wort „libum“ für „Fladen“, das im Mittelalter über die Klosterküchen in die mittelhochdeutsche Sprache eingedrungen sein könnte.
Belebend kann so ein Stück von diesem „Fladenkuchen“ trotzdem sein.
|
|
Was der „Zelten“ mit dem Zelt zu tun hat …
|
|
|
Nicht nur das weihnachtliche Früchtebrot, der „Zelten“, hat eine lange Tradition, auch das Wort ist sehr alt. Im Althochdeutschen bezeichnete man mit „zelto“ etwas flach Ausgebreitetes. Ein Zelten ist in der Tat ein flaches Gebäck und gleicht so gar nicht einem Zelt. Und so verwundert es nicht, dass das Wort „Zelt“ zwar gleich klingt, aber eine ganz andere Herkunft hat. Für den Zelten gilt also dasselbe wie für den Lebkuchen: Klein in der Höhe, aber groß im Geschmack.
|
|
Was am „Vanillegipfele“ fast schon erotisch klingt …
|
|
|
Das Wort "Kipferl" (oder in Südtirol: „Gipfele“) hat in dem althochdeutschen Wort „kipf(a)“ für „Wagenrunge/Wagenkipf“ seine Wurzel. Wer sich so einen „Wagenkipf“ nicht vorstellen kann, werfe einen Blick auf das Bild. Die Form erinnert an ein "Gipfele", oder? Die Vanille gibt es bei uns freilich noch nicht so lange. Ende des 17. Jahrhunderts wird sie im deutschen Sprachraum erstmals erwähnt. Das Wort kam über das Französische aus dem Spanischen zu uns: Vanille ist die Verkleinerungsform von spanisch „vaina“ für „Scheide, Schote“ (lateinisch: Vagina).
Zumindest sprachlich betrachtet hat so ein Vanillegipfele also einen Hauch von Erotik.
|
|
Was der Christstollen mit dem Bergwerk zu tun hat …
|
|
|
Der Christstollen erinnert in seiner Form an einen Bergwerksstollen – und deshalb heißt er auch so. Das althochdeutsche Wort „stollo“ steht für „Stütze, Pfosten“, und solche Stützen braucht man für einen Bergwerksstollen. Verwandt ist es mit dem griechischen Wort „stele“ für Säule. Auch das Wort „Stall“ hat vermutlich dieselbe Wurzel. Und in einem Stall fing ja bekanntlich alles an, was wir an Weihnachten feiern: die Geburt eines ganz besonderen Kindes.
|
|